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Und plötzlich war ich in Thailand.

  • von Noah Borgard
  • 04 Sept., 2017

Erst ein mal: Ja, ich weiß, dass mein letzter Blog Jahrzehnte zurück liegt. Entschuldigung, ich hatte in etwa fünf verschiedene Schreib-Projekte in der Birne und war erst ein mal dabei meine neue Umgebung zu erkunden. Dafür ist dieser Blogeintrag hier mal wieder viel zu lang. Es tut mir ja leid aber manchmal habe ich einfach eine Menge zu erzählen. Also kommen wir nun mal zum Eingemachten:

Ubud ist ein Wort, das aus dem Balinesischen „Ubad“ abgeleitete wurde und so viel wie „Medizin“ bedeutet. Ja, ernsthaft, es bedeutet Medizin. Zumindest, wenn man es ein mal wörtlich übersetzt. Fragt man einen Balinesen nach der Bedeutung, bekommt man folgende Antwort: Ubud ist die Medizin gegen alles Schlechte. Ubud lässt dich wieder Glück finden.

Als ich diese Beschreibung das erste Mal hörte, schossen mir buchstäblich ein paar Tränen in die Augen. Ja, genau das ist es. Meine Medizin. Zumindest war es das bis vor ein paar Wochen. Um mal vollkommen ehrlich zu sein, fing Bali an mir gigantisch auf die Nerven zu gehen. Nicht, weil ich es nicht mehr aus vollem Herzen lieben würde, sondern weil die Hochsaison anfing und die Straßen, Hotels, Restaurants und Yoga-Studios mit so vielen Menschen füllte, dass es beinahe unmöglich war das Haus zu verlassen, wenn man nicht stundenlang im Stau stehen und sich an den Menschenmassen vorbei prügeln wollte. Es wurde so viel, dass ich sogar eine Nummer ziehen musste, um einen Tisch in meinem Lieblings-Imbiss zu bekommen. Ernsthaft. Diese Bastarde haben mir einen der letzten Plätze genommen, wo ich mich rundum wohl fühlte und entspannen konnte, während ich doch einfach nur im besten Curry baden wollte, dass die Welt je gesehen hatte.

Die Balinesen wurden sichtlich genervter (Wer könnte es ihnen auch verübeln, bei all den respektlosen Vollidioten, die nun die Straßen zierten) und Ubud versank im Chaos. Ab einem gewissen Punkt hatte ich das Gefühl ganz Frankreich und Deutschland hätten sich an diesem Ort vereint, um die Stadt gemeinsam, bewaffnet mit Crocs und Selfiesticks, in Schutt und Asche zu legen. Es wurden Partys gefeiert, die bis zum Morgengrauen andauerten, betrunkene Asis gröhlten und pöbelten durch die Straßen und sogar mitten durch die schlammigen Reisfelder und beinahe jeder Zweite schien seine Klamotten im Hotelzimmer vergessen zu haben. Es schien, als hätte sich ein mystisches Portal zum Ballermann geöffnet.

 

Es machte mich wahnsinnig. Jedes Mal, wenn ich einen Touristen sehe, der ohne Shirt die Innenstadt rauf und runter läuft, würde ich ihm am liebsten einen Pulli in’s Gesicht pfeffern. Es ist ja schön und gut, wenn du dein in Kokosöl eingeriebenes Sixpack zur Schau stellen möchtest, mein Lieber, und daher nur im knappen Badehöschen herumläufst aber erstens sind wir hier in Ubud, was bedeutet, dass hier weit und breit kein fucking Strand ist und zweitens ist das ganze so dermaßen respektlos gegenüber den Balinesen und deren Kultur, dass man eigentlich nur noch schreien möchte. Ich glaube so gut wie niemand würde es bringen, halbnackt durch die Kölner Innenstadt zu laufen. Und warum? Weil es verdammt noch mal seltsam und unangebracht ist und man höchstwahrscheinlich von einer fuchsteufelswilden Oma mitsamt Kätzchen-Handtäschchen verprügelt werden würde. Warum also auf Bali, wo es selbst verpönt ist, sich ein Küsschen in der Öffentlichkeit zu geben? Ja, man ist im Urlaub, ja man sollte sich frei fühlen können aber zum Henker, steck wenigstens deine primären Geschlechtsorgane zurück in die Shorts. Das will nämlich auch Ich nicht sehen. Es sei denn, du bist Ryan Gosling. Dann tu dir keinen Zwang an.

Und nun kommen wir zu meinen Lieblingen: Die „von der Sonne geküssten Glittery-Gold Shakes“ trinkenden, veganen Yogi-Hipster, die auf diese Insel pilgerten, um ihre von den Göttern gepriesene Glückseligkeit zu empfangen und in Chia-Samen zu baden.

Es ist ja schön, dass ihr mutmaßlich Erleuchtung gefunden habt (oder einfach nur die richtige Drogendosierung) aber zum Henker, brüllt mir nicht ständig in’s Gesicht, ich solle Ganesha huldigen und mithilfe bekloppter Tanzeinlagen die schwarze Magie oder sogar Satan höchstpersönlich aus meinem Körper vertreiben. Das einzige, was ich damit vertreibe sind die Stechmücken und wahrscheinlich zutiefst verstörte Kleinkinder.

Ich freue mich so sehr für Menschen, wenn sie etwas gefunden haben, das für sie funktioniert, wirklich, aber reagiere allergisch, wenn mir jemand erklären möchte, dass sie den EINZIGEN Weg gefunden haben. Für dich funktioniert es ohne Unterwäsche, gekleidet im Rock und mit Holzkettchen zu chanten und mithilfe dämlicher Handbewegungen und Meditation böse Geister zu vertreiben? Das ist super. Vielleicht funktioniert es ja für mich mir eine Zwiebel auf den Kopf zu stecken, mich im Schlamm zu suhlen und lauthals „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu summen und trotzdem klatsche ich dir besagte Zwiebel nicht ständig mitten in’s Gesicht.

Entschuldigung, ich hasse schon wieder. Tief durchatmen, Noah. Tiiiief durchatmen.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich musste mal raus aus Bali, weil es sich irgendwann einfach nicht mehr wie „Bali“ anfühlte und ich nun wirklich keine Lust hatte weiteren betrunkenen, australischen Gentlemen auf der Straße zu begegnen, die sich mit mir prügeln wollten oder mit ansehen zu müssen, wie die Balinesen buchstäblich anfingen um ihr Zuhause zu fürchten. Durch mein Visum war ich sowieso gezwungen mal wieder das Land zu verlassen und ehrlich gesagt konnte mir das nicht gelegener kommen. Das wird jetzt ekelhaft spirituell klingen aber durch all das Chaos schien sich die gesamte Energie Ubud’s zu verändern und aus „Medizin“ schien „Gift“ zu werden. Jedenfalls vorerst. Somit war ich relativ froh einen Visarun vollführen zu müssen und dadurch mal etwas anderes von der Welt zu sehen. Welches Fleckchen suchte ich mir also aus? Trommelwirbel… Koh Samui! Naja und Koh Phangan. Und Koh Tao. Eine Inselgruppe im Golf von Thailand, die mir traumhafte Strände, Ruhe und Sonnenschein versprach. „Koh Samui“ bedeutet so etwas, wie: „Sicherer Hafen“. Fragt man mich also nach der Bedeutung bekommt man folgende Antwort: Es ist mein sicherer Hafen vor dem Touri-Wahnsinn.

Die Reise hierhin brachte mich an meine Grenzen. Thailand liegt in etwa 3-4 Stunden entfernt von Bali und doch brauchte ich über 20 Stunden, um schließlich thailändischen Boden unter meinen Füßen zu haben.

Ich flog nach Jakarta (Java), von Jakarta nach Kuala Lumpur (Malaysia) und von Kuala Lumpur schließlich nach Surat Thani (Thailand). Und nein, es ging nicht noch komplizierter.

Spätestens, als ich in Kuala Lumpur ankam, kroch ich nur noch über den dreckigen und höchstwahrscheinlich kontaminierten Flughafenboden, um mich von einer Immigrationskontrolle zur nächsten zu schleppen. Denn das lustige war: Ich musste jedes Mal den Flughafen verlassen, um schließlich wieder durch die Vordertür zu latschen, um einen weiteren Stempel in meinen Reisepass gedrückt zu bekommen. Eine passende Beschreibung für dieses Meisterwerk der Logik wäre wohl ein simples Wort: „Uäh“.

Vorbeilaufende Menschen zeigten auf mich und fingen an zu lachen, als sie sahen, mit welchem Enthusiasmus ich meine schweren Taschen über den Boden vor mir her trat. Die schlaflose Nacht, die nicht enden wollenden Kreuzverhöre der Sicherheitsbeamten und die kilometerlangen Flughafengänge hatten mich gar gekocht. An einem Punkt stand ich sogar im falschen Flugzeug. Ja, IM falschen Flugzeug, bis mich schließlich ein Sicherheitsbeamter wieder zurück zum Gate eskortierte. Beinahe sprach ich aus, was wohl jeder der Passagiere dachte und machte einen Terroristen-Witz aber befand es als das wohl schlaueste die Klappe zu halten. Schließlich war das letzte, was ich jetzt noch brauchte ein Aufenthalt in der Gummizelle.

Drei Flughäfen und wackelige Flugzeuge später kam ich eventuell endlich in Thailand an und wartete verwirrt und müde auf mein Taxi, das mich zu einem nahegelegenen Hotel bringen sollte, wo ein himmlisches Bett auf mich wartete. Oh Gott, ein Bett. Ich glaube ich hatte noch nie in meinem Leben nach etwas so sehr geschmachtet. Naja okay, außer nach Ryan Gosling vielleicht.

Nachdem ich eineinhalb Stunden lang abgefuckt und mit einem überteuerten Eistee in der Hand auf dem Flughafenboden campierte und die Fragen der Touristen „Wer denn gestorben sei, dass ich so traurig aussehen würde“ mit einem simplen „Ich“ abkanzelte, kam endlich mein Taxifahrer, um mich zu meinem Hotel zu fahren. Sobald ich meine Zimmertür hinter mir schließen konnte, schmiss ich mich auf’s Bett, guckte mir unendlich schlechte, wenngleich äußerst unterhaltsame thailändische Krankenhausserien an und kuschelte mich in meine Bettdecke. Ich verschlief den gesamten Tag und es war der Himmel auf Erden. Zumindest bis ich aufwachte, mich mein knurrender Magen förmlich anbrüllte und ich mich schließlich widerwillig auf die Jagd nach etwas Essbarem begab. Das Problem war nur, dass man nun mal Geld braucht, um solche Dinge wie Nahrung kaufen zu können. Hah, Logik.

Ich weiß nicht, warum es anscheinend zu einem physikalischen Gesetz wurde, dass ich jedes Mal, wenn ich ein neues Fleckchen Erde betrete dazu verdammt bin meine Überlebensstrategien im Falle einer möglichen Apokalypse zu testen aber wie es mein Leben so wollte, fraß der Automat prompt meine Kreditkarte. Für ein paar Sekunden starrte ich nur verdattert und mit großen Augen die Maschine an, die mir gerade mein Abendessen und wohl all die zukünftigen Abendessen der nächsten Tage geklaut hatte. Ich konnte nicht anders als panisch zu glucksen und immer wieder mit dem Kopf zu schütteln. „Nein. Haha… Nein… Hahahaha… NEIIIIIIIIIN!!“ Wie ein Wilder fing ich an sämtliche Knöpfe zu drücken, doch das einzige, was auf dem verdreckten Bildschirm auftauchte, war erst „Sorry“ und dann das Musikvideo einer peinlichen, thailändischen Boyband. Fick dich Thailand. Der war unter der Gürtellinie.

Was tat ich also? Ich rannte zu jedem Menschen in der Nähe, der mir möglicherweise helfen könnte und schilderte mein Problem. Die meisten dachten wohl, ich würde sie ausrauben wollen. Andere hingegen lachten mich einfach nur an, weil sie dachten ich würde einen Witz erzählen. Keine Sekunde hatte ich daran gedacht, wie wenige Menschen in Thailand wohl Englisch sprechen würden. Keiner verstand mich auch nur ansatzweise. Stattdessen plapperten sie einfach weiter auf Thai auf mich ein und schienen einen Witz nach dem anderen zu reißen. Ich war kurz davor durchzudrehen. Wie sollte ich jemandem erklären, dass ein bösartiger Geldautomat gerade meine Kreditkarte gefressen hatte, wenn es selbst unmöglich war mit den Worten „I need Taxi“ verstanden zu werden? Genauso gut hätte ich mich auch auf die Straße stellen und versuchen können den vorbeilaufenden Passanten Einstein’s Relativitätstheorie zu erklären. Ich hatte unterschätzt, wie anders dieser Ort war. Nicht ein mal die Buchstaben konnte ich entziffern.

Trotz alledem schaffte ich es irgendwann der Frau an der Rezeption meines Hotels zu verklickern, was geschehen war. Ein Hoch auf Google Translate! Zumindest ausnahmsweise mal.

So kam es, dass ich schließlich mit ihrem Handy die Bank anrufen durfte und nach 40 Minuten des Wartens und der grausamen Dudelmusik der Warteschleife einen Bankmitarbeiter an der Strippe hatte, der versuchte, mir im gebrochenen Englisch zu helfen. Kleine Randnotiz: Werden eigentlich gefangene Terroristen mit besagter Dudelmusik gefoltert? Effektiv wäre es auf jeden Fall.

Ich könnte nun noch ausführlich die Facetten meines beinahe Nervenzusammenbruchs beschreiben aber ich sage einfach mal nur so viel: Nach stundenlangen Debatten mit teils Englisch sprechenden Bankangestellten und dem Hotelpersonal saß ich schließlich am nächsten Tag in besagter Bank und erklärte in Anwesenheit des Hotelmanagers, dass ich nicht mal Geld hätte, um überhaupt das Hotel bezahlen zu können. Und siehe da: Plötzlich ging alles ganz schnell. Wurde mir vorher noch gesagt, es würde Tage dauern meine Kreditkarte aus diesem blechernen, Existenzfressenden Monster eines Geldautomaten’s herauszubrechen, hatte ich plötzlich binnen 20 Minuten besagte Kreditkarte in der Hand. Merke: Thailändische Behörden funktionieren genauso wie Deutsche. Haut man ein mal auf den Tisch, ist auf ein mal alles möglich, was vorher doch so vehement als „unmöglich“ dargestellt wurde. Ich war so unfassbar glücklich mein Geld wieder zu haben, dass ich dem Hotelmanager am liebsten um den Hals gefallen wäre, weil er mir so sehr geholfen hatte. Stattdessen gab’s einen feuchten Händedruck, da mir alles andere als „zu schwul“ für Thailand erschien. Glück im Unglück nennt man das wohl.

Meine ursprünglich gebuchte Fähre hatte ich zwar verpasst aber nichts desto trotz packte ich innerhalb von 30 Sekunden mein Arsenal an Klamotten zusammen und fuhr zum Flughafen, um den nächsten Bus zum Hafen zu erwischen. Selbstredend ließ das nächste Unglück nicht lange auf sich warten.

Ich hatte keine andere Wahl, als mein Ticket am Flughafenschalter zu kaufen und da ich keine Lust hatte auf dem Grunde des Meeres zu verenden, kaufte ich das teuerste Ticket mit der am sichersten aussehenden Firma. Innerhalb von 30 Sekunden wurden ich und ein Schweizer Pärchen beinahe schon in den verrosteten Bus hineingetreten. Keiner von uns bekam ein Ticket. „Das kauft der Fahrer!“ schrie uns der zwielichtig aussehende Verkäufer entgegen und knallte die Tür zu. Okay, natürlich. „Aber hey, ich bin in Thailand, hier gelten wohl andere Gesetze“, dachte ich mir und machte es mir so gut es eben ging auf den abgeranzten Ledersitzen des Höllenmobils bequem, während ich bei jedem Schlagloch durch die Luft flog. Zwei Stunden später erreichten wir endlich den Hafen. Selbstredend hatte der Fahrer von nichts eine Ahnung.

 

Lediglich 200 Thai Baht steckten in seiner Hemdtasche, was umgerechnet so um die 5 Euro sind und schließlich dazu führte, dass ich und das ekelhaft süße Modelpärchen dazu gezwungen waren zusammen mit den LKW’s und halb geschlachteten Schweinen auf das billigste Schiff zu steigen, das es gab. Stellt euch einfach ein riesiges Parkhaus vor. Es ist dreckig, der beißende Geruch von Benzin und Abgasen steigt einem in die Nase und riesige Stahlträger versuchen die einsturzgefährdete Decke oben zu halten. Und um das Bild noch schöner zu gestalten, stellt euch ein mal eine dicke Lage Rost um die Außenfassade vor. Gepaart mit einer weiteren Lage Rost. Gefolgt von wieder einer Lage Rost. Und darüber schließlich eine Schicht abgeblätterter, weißer Farbe die das Wort „Bangkok“ ziert. Nur mit dem Unterschied, dass dort statt „Bangkok“ nur noch „Akok“ steht.

Jo, das war mein Schiff. Es ärgert mich so sehr, dass ich weder ein Foto, noch ein Video von diesem schwimmenden Parkhaus einer Fähre machen konnte, da ich leider gezwungen war mit meinen 50 Taschen in der Hand wie von der Tarantel gestochen an Bord zu rennen, ganz einfach weil mir das Hafenpersonal (obwohl ich 15 mal nachgefragt hatte) nicht Bescheid sagte, dass das Schiff bereits dabei war abzulegen.

Als ich die Insel erreichte, war es schon dunkel. Ich sah mich um. Palmen, Palmen und noch mehr Palmen raschelten friedlich im Wind und zierten den weißen Sandstrand. Verdammt! Genau DAS hatte ich so sehr vermisst auf Bali. Genau DAS war es, was ich brauchte. Eine mörderische Rollerfahrt später stand ich schließlich verschwitzt, verstrubbelt und vollbepackt in dem mit Lichterketten geschmückten kleinen Hotelrestaurant, wo mich eine süße irische Familie verwirrt empfing. Ich glaube mein Anblick muss ziemlich lustig ausgesehen haben. Niemand dort dachte, ich würde es ernsthaft noch schaffen.

Mein kleiner Bungalow ist der Himmel auf Erden. Ich wohne direkt am schönsten Strand, den ich je gesehen habe und mein Bett riecht nach frisch gewaschenen Laken und naja nach Himmel. Ich konnte gar nicht mehr anders, als ständig nervtötende Quietschgeräusche von mir zu geben, einfach weil ich in einer kitschigen Urlaubsgrußkarte gelandet zu sein schien. "Sowas existiert wirklich?"


Das einzig schlechte ist die Tatsache, dass ich direkt auf ein Fitnessstudio starre und mich dadurch ein wenig fauler und fetter fühle, als ich es ohnehin schon tue, während ich drölfzig Schokoriegel in mich reinstopfe und dabei beobachten darf, wie durchtrainierte Kerle einen Boxsack nach dem anderen vermöbeln. Gott, ich sollte mehr Sport machen. Und generell mal mehr den Arsch hochbekommen. Denn jedes Mal, wenn ich genau das tatsächlich ein mal schaffe, fühle ich mich, als könnte ich die Welt erobern. So trat ich mir beispielsweise ein mal in den Arsch, fuhr einfach irgendwelche Straßen entlang und landete schließlich mitten in den Bergen des Dschungels, wo ich mit offenem Mund die Aussicht bewunderte. Danach fühlte ich mich förmlich, als könne ich Bäume ausreißen und ehrlich gesagt ist es traurig, dass ich mir überhaupt in den Arsch treten muss, um solche Dinge schließlich erleben zu können.

Denn wenn ich ein mal ehrlich bin, glaube ich nicht, dass ich so sehr für das „Herumreisen“ geschaffen bin. Es verläuft immer nach dem selben Prinzip: Ich komme irgendwo an, freue mich tierisch, hänge schließlich mehre Tage lang durch, weil sich mein Gehirn nicht an die neue Umgebung zu gewöhnen scheint und fange schließlich erst nach einer Woche an mich wohl zu fühlen und tatsächlich etwas zu unternehmen. Ich brauche schlichtweg Zeit.

Obendrein scheint Thailand einfach etwas komplett anderes als Bali zu sein. Die Menschen sind anders, die Umgebung ist eine komplett andere und die Mentalität scheint sich ebenfalls stark zu unterscheiden, wie ich später bemerken durfte. Auf ein mal hörte ich von allen Seiten Sätze, wie: „Regel Nummer 1 in Thailand: Reise nicht alleine durch Thailand“ und „Am besten klebst du dir deine Wertsachen am Körper fest“. Somit überrascht es mich gar nicht mehr so sehr, dass ich auf ein mal bemerken durfte, dass jemand in meinen Bungalow eingebrochen war und 200 Euro indonesischen Geldes aus meiner Tasche klaute. Ich meine, gut, wahrscheinlich bin ich selber Schuld, schließlich hätte ich das Geld einfach umtauschen und nicht einfach so in meinem Zimmer herumliegen lassen sollen. Aber das war wohl eine Lektion, die ich lernen musste. Natürlich ist das ein Haufen Geld für mich aber so wie ich das sehe habe ich zwei Möglichkeiten: Akzeptieren, was passiert ist und weiter meines Weges zu gehen oder mal wieder den Himmel anzubrüllen und wüst zu beschimpfen. Vielleicht könnt ihr euch denken, wozu ich mich entschieden hatte.

Genauso wenig überrascht es mich nun, dass mir alle Menschen, denen ich begegne, streng davon abraten auf die Insel zu fahren, auf die ich mich ehrlich gesagt am meisten freute. Koh Tao. Oder, wie sie teilweise von den Thailändern und den Medien betitelt wird: Die Killer Insel. Ja, ihr habt richtig gelesen. In den vergangenen drei Jahren wurden mehrere Touristen Opfer der thailändischen Mafia und von Massenmördern. Es wurden blutige Leichen am Strand gefunden, Mädchen wurden vergewaltigt und Touristen wurden bedroht und später erhängt. Die thailändische Polizei redet von Selbstmorden aber jetzt mal ehrlich: Wer kann sich selbst die Hände hinter den Kopf festbinden und sich schließlich selbst mit einem Seil mitten im Dschungel erhängen, kurz nachdem man noch glücklich und betrunken die Eltern anrief und stolz verkündete, dass man noch niemals in seinem Leben so glücklich war?

Man sieht: ich hab mir wirklich mal wieder die tollsten Orte ausgesucht. Nichts desto trotz, lasse ich mich nicht davon abhalten mein kleines, neu gefundenes Paradies zu erkunden. Schließlich liegen da noch ein paar Wochen vor mir.


von Noah Borgard 01 Feb., 2018
In den letzten Wochen und Monaten verbrachte ich meine Zeit damit, die mir zu Tode gebleichten Haare so sehr zu raufen, dass ich zwischenzeitlich darum bangte, eine Halbglatze zu bekommen. Ich arbeitete an meinen Videos, Kurzfilmen und an meinen Blogeinträgen. Mein Plan war es, meine Website und mein Content mal gehörig umzukrempeln. Ich wollte die Blogs auf Englisch übersetzen, mir die Möglichkeit schaffen regulärer zu posten, zwei Videos die Woche veröffentlichen und endlich ein mal meine geschriebenen Drehbücher verfilmen. Ich schrieb weitere Kapitel für mein Buch und um es mal exorbitant kitschig auszudrücken: Ich schrieb Kapitel für mein Leben. Zumindest versuchte ich das, immer mit der Hoffnung besagte Halbglatze um jeden Preis vermeiden zu können.
Kurz gesagt: Ich wollte die Dinge tun, die mich außer Schokoladenkuchen und grottenschlechten Kitschfilmen glücklich machen. Denn dieses ganze: "Oh, ich fange an, mich Dinge zu trauen" ist ehrlich gesagt recht neu und verdammt aufregend für mich. Mit jedem Blogeintrag und mit jedem Video geht mir also immer noch der Arsch auf Grundeis. 

Während ich früher Drehbücher und Kurzgeschichten schrieb, dachte ich mir immer, dass ich diese sowieso nicht umsetzen könnte. Denn in zwei Dingen bin ich außerordentlich gut: Es fällt mir leicht, Ausreden zu finden und ich bin ein unverbesserlicher Perfektionist. Doch dank meinen besten Freunden, die keine Möglichkeit verpassen, mir in den Arsch zu treten und mir unbequeme Wahrheiten an den Kopf zu werfen (Ich habe den liebevollen Kosenamen "Mr. Hamsterbacke" bekommen - Danke Martin) konnte ich nun keine Ausreden mehr erfinden. Es war an der Zeit meinen elenden Perfektionismus über Bord zu werfen und verdammte hacke, das ist ein äußerst ekelhaftes Gefühl für mich. Auf der anderen Seite war es unfassbar interessant zu sehen, wie ich mich mit jedem Blogeintrag und mit jedem Video veränderte. Auf ein mal überkamen mich neue Ideen für Videoschnitte, für Motive, für Geschichten, die ich so wohl vorher nicht umgesetzt hätte. Ich wollte immer alles besser machen. Ich wollte immer selbstbewusster werden. Und plötzlich wurde mir genau diese Möglichkeit auf dem Silbertablett serviert. Denn schließlich war ich nun von Menschen umgeben, die nichts lieber taten, als sich mit mir vor die Kamera zu werfen, als Schauspieler in meinem Kurzfilm mitzuspielen, mir Mut zuzusprechen und sich allgemein zum Affen zu machen. Das Stichwort ist Unterstützung. Man könnte sagen, die Menschen hier fungieren wie ein äußerst teurer BH.

Es gibt wohl kaum ein besseres Gefühl, als zu wissen, dass jemand einem den Rücken freihält. Das einzige, was das vielleicht noch toppen könnte, ist Pizza. Denn anders als bei Pizza, kommt mit der Unterstützung eine gewisse Verantwortung einher.
Ich trage die Verantwortung für das, was ich in‘s Internet hinausposaune und was ich entscheide zu teilen. Gleichzeitig trage ich eine Verantwortung gegenüber mir selbst, mich nicht von den Meinungen anderer beirren zu lassen und nicht zu versuchen nur die Erwartungen der anderen zu erfüllen, sondern mich vor allem auch um meine zu kümmern. Und das meine Lieben, kann eine äußerst stressige Sache sein. Zumindest ist sie das, was mein abgewracktes Gehirn betrifft. Und vielleicht, vielleicht auch nicht, ertappte ich mich dabei, wie ich mir klammheimlich eine Auszeit von all diesen Gedanken und Erwartungen wünschte. Und siehe da: Augenblicklich bekam ich meinen Zwangsurlaub verpasst. Der Ausdruck: "Be careful what you wish for" war wohl noch nie angebrachter.

Elektrizität ist eine heikle Sache auf Bali. So heikel, dass sie kurzerhand beschloss meinen Laptop auseinanderzunehmen und mich mit einem schwarz verkokelten Schrotthaufen zurück zu lassen.
Ich glaube, ich muss nicht großartig erklären, dass das wohl das schlimmste war, was hätte passieren können. Schließlich ist dieses Stück High-Tech Blech eine meiner Einnahmequellen und meine einzige Möglichkeit die Dinge umzusetzen, für die ich all die Zeit hier gearbeitet habe. Als wäre all das noch nicht genug, werde ich nun wohl auch das Finale meiner Lieblingsserie verpassen. Das Leben kann grausam sein.

Und kurz bekam ich so etwas wie eine Panikattacke. "Was, wenn das bedeutet, dass ich jetzt zurück nach Deutschland muss?"

Ich hätte nie gedacht wie unfassbar hart mich diese Realität treffen könnte. Denn augenblicklich wurde ich mit der Tatsache konfrontiert, dass sich absolut nichts an meinem Leben in Deutschland geändert hatte. Ich war eine andere Person, ja, aber all die Dinge, die ich hasste und die mich kaputt machten, lauerten nichts desto trotz immer noch auf mich. Diesmal nur 12.000 Kilometer weit entfernt. 12.270 meter und 98 Zentimeter um genau zu sein. Das einzige, was mir nun noch durch meinen Kopf schoss, war: "Ich kann das nicht - Ich kann das nicht - Ich kann das nicht." Alles, was ich habe und liebe, ist auf dieser Insel, die hier irgendwo im indischen Ozean liegt. Meine Klamotten, meine Freunde, meine Hoffnungen und Pläne. Die Vorstellung diesen Ort verlassen zu müssen, tat mehr weh, als alles andere, was ich mir hätte vorstellen können. Es wäre das Ende einer kitschigen und schmerzhaften Liebesgeschichte. Und mal wieder öffnete mir das meine Augen. Plötzlich schienen die Reisfelder wieder grüner und der Himmel wieder blauer zu sein. Selbst mein Tofu Burger fing an nach irgendetwas zu schmecken. (Wer hätte gedacht, dass Tofu nach irgendetwas anderem als nasser Pappe schmecken kann?)

Was ich damit sagen möchte, ist folgendes: Ich habe absolut keine Ahnung, wie ich es anstellen werde, aber ich werde mir das, was ich mir hier aufgebaut habe, nicht von einem teuren Stück Blech kaputt machen lassen. Natürlich muss nun ein neuer Laptop her und natürlich habe ich absolut kein Geld dafür. Für einen kurzen Moment dachte ich darüber nach, als Edelnutte in Singapur zu arbeiten aber im Anbetracht der Konkurrenz und der Arbeitszeiten, verwarf ich auch diesen Gedanken wieder. Fakt ist, ich brauche diesen Laptop. Fakt ist, dass ich das irgendwie hinbekommen werde. Denn ich bin ein Dickkopf. Gut, ich gebe zu, dass das Wasserstoffperoxid ein paar Löcher in meine Schädeldecke geätzt hat aber das, was noch übrig geblieben ist, ist immer noch genug, um mich nicht unterkriegen zu lassen.

Doch vor allem bin ich ein Dickkopf, der nicht auf die Menschen hört, die ihm Sätze, wie "Ich hab dir doch gleich gesagt, dass das nicht funktionieren wird", und "Die Realität ist halt nicht Eat Pray Love", an den Kopf schmeißen. Denn, was viele Menschen wohl nicht verstehen, ist, dass "Eat Pray Love" keineswegs eine harmonische wischi waschi Geschichte à la "Das Leben ist so einfach", ist. Es ist eine Geschichte, in der es darum geht, Probleme zu überwinden, um sein Glück zu finden. Und verdammt noch mal ich habe hier mein Glück gefunden. Das letzte, was ich tun werde, ist, das einfach so zurückzulassen.

Schlussendlich bleibt mir also nichts anderes übrig, als die Sache positiv zu sehen und darauf zu hoffen, dass sich das alles wieder regeln wird. Und in der Zwischenzeit werde ich mir aus meiner aufgezwungenen "Laptop-Auszeit" den schönsten Urlaub machen, den ich mir von den 15 Euro in meinem Portemonnaie machen kann, meine toten Haare in Conditioner einweichen und die Dinge tun, die ich liebe und bei all der Arbeit und bei all dem Grübeln vermisst habe. Denn wahrscheinlich, war es mal wieder genau das, was ich gerade brauchte. Einen weiteren Arschtritt.
Also liebes Leben und liebe Menschen: Ja, mein Leben IST Eat Pray Love. Vielleicht arbeite ich noch an dem "Love" Ding aber dafür gibt es ja schließlich Pizza und Brownies.

PS: Ich werde mir die größte Mühe geben trotzdem Blogeinträge von meinem Handy zu posten. Schließlich habe ich da noch eine Menge Themen, über die ich mir die Finger wund tippen möchte. 
Was die Videos angeht, werde ich weiterhin meine Filme drehen und mir - anders als vorher - Zeit und Ruhe damit lassen. Ich werde sie nur nicht schneiden können, was bedeutet, dass die Youtube Sache mal wieder auf Eis gelegt ist.
Nichts desto trotz habe ich einen Haufen Projekte und ich kann es ehrlich gesagt kaum erwarten sie irgendwann mit euch zu teilen.

PPS: Sorry Martin, ich werde jetzt wohl wieder jeden Tag bei euch im Haus herumliegen und euren Kühlschrank plündern.

von Noah Borgard 17 Jan., 2018

Ehrlich gesagt erinnere ich mich an diesen Moment, als wäre es gestern gewesen. Ich erinnere mich an jede noch so kleine Kleinigkeit. Ich weiß, dass ich ein weißes, übergroßes Tanktop und eine schwarze, lange Hose trug, obwohl mir arschkalt war. Ich weiß, dass ich Blumen auf meinem Küchentisch stehen hatte, die mehr nach Verwesung, als Frühling aussahen. Ich weiß, dass ich noch extra eine Kerze angezündet hatte, um der Wohnung ein Gefühl von Gemütlichkeit aufzuzwingen. Nikotin lag in der Luft und das feuchte Weinglas in meiner Hand hinterließ schwarze Ringe aus Zigarettenasche auf dem weißen Küchentisch. Ich erinnere mich daran, wie sich die Gedanken so laut in meinem Kopf überschlugen, dass ich kaum noch etwas hören konnte. Und auch, wenn ich mein Handy fest an’s Ohr presste, um die Worte meiner Mutter zu verstehen, hörte ich kaum, was sie sagte. Bloß ein weiteres Rauschen, versinkend in noch mehr Rauschen. Ein Vakuum im Vakuum. 

Doch einen Satz verstand ich: „Du wirst nicht glauben, wie schnell sich die Dinge von Heute auf Morgen ändern können.“ Und für einen kurzen Moment, war da kein Rauschen mehr. Nicht, weil dieser Satz sonderlich große poetische Ausmaße gehabt hätte sondern einfach, weil er mich wütend machte. Natürlich wusste ich genau, dass das keineswegs die Absicht meiner Mutter war. Alles, was sie wollte, war ihren panischen Sohn zu beruhigen und ihm einen Krümel kitschiger Hoffnung hinzuwerfen. Denn natürlich hatte auch sie Angst. Und trotzdem wurde ich wütend. Wie konnte sie nur so etwas sagen? Dinge verändern sich nicht einfach. Dinge passieren nicht einfach. Es ist nicht so, als würde ich am nächsten Morgen von Konfettiregen und einem halbnackten Ryan Gosling geweckt werden, aus dem Fenster gucken, und eine bunte Glitzerwelt sehen, in der auf ein mal alles okay wäre. Um ehrlich zu sein, fand ich diesen Spruch also über die Maßen dämlich. 

Tja. Und nun sitze ich hier und muss meiner Mutter und ihren kitschigen Anekdoten eins lassen: Sie hatte recht.

von Noah Borgard 30 Dez., 2017
Es ist mal wieder die Zeit des Jahres, in der man seinen Arsch an einen Tisch prügelt, um mit Menschen zusammen zu sitzen, die man nicht mal leiden kann, Flaschenöffner und Socken austauscht, sich voll frisst und ambitionierte Pläne für das neue Jahr schmiedet, die man sowieso niemals einhält.
von Noah Borgard 19 Dez., 2017

Es muss ja schließlich eine gute Idee sein, hiermit mein Liebesleben in der Öffentlichkeit breit zu treten. Oh, dafür ist es schon zu spät? Nun ja, dann habe ich ja nichts mehr zu verlieren.

Ich hatte nie ein gutes Händchen für Kerle oder naja... generell Menschen, was meine letzten Beziehungen auch so einwandfrei bestätigen. Allem Anschein nach fühlte ich mich immer zu den selben Typen hingezogen: Wuschelige Haare, älter als ich, 3-Tage Bart, gutaussehend, kreativ, selbstbewusst, beliebt und viel zu cool für diese Welt. Man kennt das aus diesen schmierigen Teenie-High-School-Komödien. Ich datete quasi den coolsten und bestaussehendsten Kerl der High School und alle Menschen, um mich herum fragten mich: "Wie hast du den nur abbekommen?" Und dazu sage ich nur eins: Danke dafür. Ich bin nicht Quasimodo. 

Einer der Gründe, warum ich diese Kerle wohl so attraktiv fand, ist glaube ich die Tatsache, dass ich nie der "coole Typ" der Schule war. Ich war so ziemlich das Gegenteil. Und nun, wo ich erwachsener war, die Pubertät beinahe schon wahre Wunder bei mir bewirkt hatte (Zumindest konnte man mich nun einwandfrei von einem Mädchen unterscheiden und ich wurde im Restaurant nicht mehr mit "junge Dame" angesprochen - es sind die kleinen Dinge im Leben) und ich ein besseres (jedoch immer noch kaum vorhandenem Selbstbewusstsein) besaß, konnte ich endlich auch ein mal zu einem der "Coolen" gehören. Entweder das, oder ich habe einfach generell einen unfassbar schlechten Geschmack, was Männer betrifft. Vor allem meine letzte Beziehung war alles andere als gesund, wie ich es hier vielleicht schon mal teilweise ganz versteckt am Rande erwähnt hatte.

Doch nach monatelanger, harter Therapie (oder auch einfach nur zu vielen Whitney Houston Songs), kann ich endlich sagen: "JA. Ich bin bereit für einen neuen Mann in meinem Leben!" Haha, ja ich weiß. Ich kann mich selbst auch nicht ernst nehmen. Aber ich bin über meine letzte Beziehung erfolgreich hinweg gekommen. Zumindest wünsche ich mir nicht mehr, dass der Kerl vom Bus überfahren wird. Ein geringfügiges "Angefahren werden" reicht mir da schon vollkommen. Und das ist doch schon mal ein Fortschritt, oder? Mal wieder - Es sind die kleinen Dinge.

Und auch, wenn es mir durchaus bewusst ist, dass es recht unwahrscheinlich ist, auf dieser Insel plötzlich die Liebe meines Lebens zu finden (An dieser Stelle ein Dankeschön an Elisabeth Gilbert, dass sie Millionen von Menschen diese kitschige Vorstellung in den Kopf gepflanzt hat) dachte ich, es wäre ein mal an der Zeit, neue Leute kennenzulernen. Vielleicht sogar einen Kerl. Vielleicht sogar einen homosexuellen Kerl. Und hey, wer weiß schon, was für interessante, neue, menschliche Individuen mir da wohl so über den Weg laufen werden?

So sehr ich auch damit kämpfe all diese idiotisch naiven Vorstellungen hinsichtlich der Begegnung mit der großen Liebe (Danke an Hollywood und Disney) über Bord zu werfen, ertappe ich mich doch immer wieder dabei, wie ich hier sitze und davon träume, von einem Jeep angefahren zu werden. Also wie in Eat Pray Love. Ich würde ganz dramatisch von meinem Fahrrad fallen, mich schließlich so sexy wie möglich und mit einem blutenden Knie in meinem sommerlichen Gewand auf dem von malerischen Reisfeldern umgebenen Kiesboden räkeln, von einem heißen Brasilianer verarztet werden, mich unsterblich verlieben, heiraten, 2 Kinder gebären und allen mit meiner zuckersüßen Lovestory auf den Sack gehen. Und. Es. Wäre. Wundervoll. Dabei spielt es auch gar keine Rolle, ob der Kerl nun einen Jeep oder einen Smart fährt oder ob er auf einem pink / weiß gestreiften Einhorn gegen mein Fahrrad galoppiert. Mir ist es auch egal, ob er Brasilianer, Schwede oder Italiener ist. Hauptsache irgendein männliches, homosexuelles Wesen gabelt mich da am Straßenrand auf. Oh nein, wartet. Das klang falsch.

Außerdem fällt mir gerade auf, dass ich gar kein Fahrrad fahre. Diese Traumvorstellung ist also schon mal zum Scheitern verurteilt.

Nichts desto trotz möchte ich einfach neue Männer treffen. Ob mit dramatischer Lovestory oder ohne. Schließlich habe ich eine neue Art und Weise erlernt mit Menschen umzugehen: Ich kann mittlerweile meinen Brechreiz kontrollieren, wenn sich jemand ausgesprochen dämlich benimmt und mich stattdessen entspannt in meinem imaginären Liegestuhl zurücklehnen, mein imaginäres Popkorn mümmeln und mir gespannt die Show ansehen. Nicht nur, dass das ein meiner Meinung nach viel gesünderer und lustigerer Weg ist, sich diesen Situationen zu stellen, es hat auch noch weitaus weniger Kalorien.

Im Laufe der letzten Monate durfte ich also einen Haufen der seltsamsten Menschen begegnen und dank meines nun kontrollierbaren Würgereizes - Tränen lachen. Ich weiß, "Würgereiz". Holt euren Kopf aus der Gosse, Kinder.

Und jetzt, wo ich so etwas wie ein Selbstbewusstsein gefunden habe und mich nicht mehr behandeln lasse, wie eine niedere Lebensform, bin ich schon ganz aufgeregt, wer und was mir da über die Füße stolpert.

Zumal ich hier auf ein mal die unterschiedlichsten Menschen mit den unterschiedlichsten Hintergründen aus den unterschiedlichsten Ländern treffe. Wie aufregend! Nein.

Eins kann ich euch sagen: Menschen sind überall gleichermaßen gestört. Ist das nicht beruhigend?

Und ich habe sogar das Gefühl, dass sie sich hier auf Bali noch gestörter benehmen, als sowieso schon. Schließlich sind sie hier im Urlaub. Ich nenne es liebevoll das "Ballermann-Phänomen". Menschen trinken zu viel und belegen mit ihrem Verhalten einwandfrei, dass wir alle auch nur von Affen abstammen. Das gute am "Ballermann-Phänomen" ist, dass Menschen eindeutig mehr reden, sich wohler in ihrer Haut fühlen und irgendwann wieder gehen. Das schlechte am "Ballermann-Phänomen" ist, dass Menschen eindeutig mehr reden, sich wohler in ihrer Haut fühlen und irgendwann wieder gehen. Wenn ich hier also jemanden kennenlerne, läuft das immer auf zwei Weisen ab. Entweder es geht vollkommen in die Hose (Und nein, das meine ich nicht zwangsläufig im wörtlichen Sinne) und bin glücklich, dass sie bald wieder abhauen oder ich mag den Kerl und muss damit leben, dass auch er bald wieder abhaut. Auf einer Insel zu leben bringt also Nachteile mit sich. Zumindest was das Liebesleben betrifft. Das sieht man vor allem an der momentanen Vulkansituation. Die Insel ist wie leer gefegt, was bedeutet, dass der Vulkan vielleicht gerade heiß läuft, mein Bett aber eiskalt bleibt. Und ja, ich lasse diese Metapher nun ein mal kurz wirken, weil ich verdammt stolz auf sie bin.

Wie jeder normale Mensch, der mittlerweile im 21. Jahrhundert angekommen ist, benutze ich Dating Apps. Und diese sind wohl überall auf dem Planeten gleich. Man sieht eine Menge gesichtloser Kerle, die mit ihrem in Öl eingeriebenen Sixpack posieren und einem ungefragt Dick-Pics schicken. Schön.

Eine Sache, von der ich jedoch glücklicherweise mittlerweile verschont bleibe, sind Anfragen meine getragene Unterwäsche oder Socken zu verkaufen, weil ich mit meinen 22 Jahren wohl schon zu alt für diesen beruflichen Zweig der Karriereleiter bin. Auf der einen Seite bin ich glücklich darüber und auf der anderen Seite ärgere ich mich, mir solch eine finanzielle Goldgrube entgehen lassen zu haben.

Doch die Sache, die sich wohl niemals ändern wird, sind all die Kerle, die nichts lieber tun, als ihren Körper zur Schau zu stellen. Und wenn man auf einer Insel lebt, auf der 12 Monate lang so um die 30 Grad herrschen, bemerkt man schnell: Manche Männer finden immer irgendeinen Grund ihr T-Shirt auszuziehen. Und vor allem schwule Männer lieben es in Form zu bleiben und über ihren Körper zu reden. Womit ich leidergottes mal wieder die Arschkarte gezogen habe, da ich ein faules Wesen bin, dass gerne ein mal aus Frust heraus eine komplette Currywurstbude inhaliert und nicht den Sinn darin sieht, jeden Tag brav seine 350 Sit-Ups zu machen. Ich lebe gerne so, wie ich gerade Lust dazu habe, was auch mal bedeutet, dass ich nicht jede Kalorie meines Nasi Goreng's zählen möchte und mir definitiv schönere Wege vorstellen kann, meine Zeit zu verbringen, anstatt mich schweißtriefend im Fitnessstudio abzuquälen. Ich bin alles andere als dick oder pummelig und trotzdem fühle ich mich hier manchmal, als müsse ich umgehend meine Bewerbung an "The Biggest Loser" verschicken. Mir sind Körper relativ egal. So lange mein Gegenüber nicht aussieht, als würde er jeden Morgen Bockwürste im Speckmantel verspeisen, ist mir so gut wie alles recht. Stattdessen mag ich Gehirne. Also zumindest das, was man damit anstellen kann. Nur leider scheint das vielen Menschen nicht so zu gehen. Ich beschreibe einfach mal kurz und knackig zwei Dates, die ich in der vergangenen Zeit hatte. Und ich schwöre, dass diese Situationen so real sind, wie Lindsay Lohan's Alkoholproblem.

Date im Restaurant mit Proband Nr. 1 :

Ich: "Gott, ich liebe das Essen hier."

Proband: "Hast du eigentlich ein Sixpack?"

Ich: "Nein, wieso?"

Proband steht auf und geht.

Date in einer Bar mit Proband Nr. 2 :

Ich: "Möchtest du noch etwas-"

Proband: "Weißt du, wenn du mal trainieren gehen würdest, könntest du auch gut aussehen."

Ich stehe auf und gehe.

Ehrlich gesagt behandle ich Sixpacks so, wie viele andere Dinge in meinem Leben auch. Wenn ich damit keinen Käse reiben kann, ist es für mich uninteressant. Und wenn ich noch ehrlicher bin, finde ich sie äußerst unattraktiv. In 90% der Fälle ist ein Sixpack, wie ein Tattoo auf der Stirn, das sagt: "Ich gehe lieber in's Fitnessstudio, anstatt ein Buch zu lesen." Außerdem will ich mir bei gewissen Aktivitäten im Bett nicht noch bewusster gegenüber jeder einzigen Fettzelle meines Körpers werden. Und ich weiß, dass jetzt die Sixpackträger, die meinen Blog hier lesen ganz sauer sein und mir Kommentare schreiben werden, wie: "Du bist doch nur neidisch!", aber entspannt euch. Das ist nur meine Auffassung. 

Und da wir nun über die häufigen Dinge gesprochen haben, reden wir doch mal über die Dinge, die nicht existent sind. So etwas wie Monogamie z.B. Ich glaube ich habe noch nie in meinem Leben ein schwules Pärchen getroffen, das eine monogame Beziehung führte. Und ich habe auch noch nie ein schwules Pärchen getroffen, das glücklich darüber war. Was ich persönlich etwas seltsam finde. Vielleicht bin ich auch einfach nur altmodisch aber ich kann mir keine offene Beziehung vorstellen. Allein schon bei dem Gedanken, dass mein Freund eine sexuelle Kissenschlacht mit jemand anderem haben könnte, dreht sich mir der Magen um. Und trotzdem glaubte keiner der Kerle, mit denen ich eine Beziehung führte, an Monogamie, weswegen ich da anscheinend einem Fabelwesen aus der griechischen Mythologie ähnle.

Apropos mystische Fabelwesen: Ubud ist der Tummelplatz für die abgewracktesten Künstler und Persönlichkeiten, die man sich nur vorstellen kann. Was auch einer der Gründe ist, warum ich es hier so sehr liebe. Jeden Tag macht man die nächste skurrile Bekanntschaft. Nur was das daten angeht, gibt es hier dasselbe Problem, wie wohl sonst überall auf dem Planeten auch: Die Männer sind entweder hetero, vergeben, hetero und vergeben, haben einen Fußfetisch oder sind erleuchtete, vegane Yogi Hipster. Und ihr wisst, wie sehr ich meine erleuchteten, veganen, von der Welt und sich selbst davonrennenden, Drogen schnüffelnden Yogi Hipster liebe. Werde ich hier wieder etwas zu gemein? Vielleicht. Ja. Aber ich hab's geschrieben. Zu spät. Und Entschuldigung aber übergroße Leinenhosen und Turban sind nun wirklich nicht etwas, was meine Libido zum Kochen bringt.

Und um die Problematik noch etwas weiter zu schildern, sind hier zwei von vielen seltsamen Begegnungen, die ich in den letzten Tagen hatte.

Mystisches Fabelwesen Szenario Nr 1.

Es regnete. Also alles wie immer. Weswegen ich mich dabei wiederfand, wie ich meinen Jutebeutel fest umklammernd zu meinem Roller rannte. Und plötzlich traf ich den wohl heißesten und süßesten Kerl auf der Straße, den ich wohl jemals in meinem Leben gesehen habe. Wenn man das mit Ryan Gosling vergleicht, wisst ihr vielleicht in etwa, von welchen Dimensionen wir hier sprechen. Und er quatschte mich an. AUF DER STRASSE. Ich treffe sonst nie jemanden einfach so auf der Straße. Ich sage immer nur, dass ich die Kerlen im Rewe getroffen hätte, um nicht sagen zu müssen, dass ich sie auf Grindr aufgegabelt habe. Doch das hier war real. Und sogar im Regen. Das war romantisch. Meiner Meinung nach Titanic-Niveau romantisch. Für einen kurzen Moment dachte ich, mein nicht vorhandener Uterus wäre geplatzt, doch nahm dann all meinen Mut zusammen und fragte: "Hast du Lust einen Kaffee trinken zu gehen?" Die Antwort: „Lust auf meinen Schwanz?“

Wirklich, David? Wirklich? (Keine Ahnung, ob er wirklich so hieß aber er sah aus, wie ein David) Musstest du wirklich diesen Moment zerstören, David? UNSEREN MOMENT? Von meinen Hoffnungen und Träumen mal ganz zu schweigen. Eine Sekunde lang grübelte ich angestrengt über einer schlagfertigen Antwort nach, doch lachte stattdessen einfach nur, dachte kurz an meine einsame Zukunft mit 73 Katzen namens "Rolli", schwang erst lässig dekadent meine Haare und dann mein Hinterteil auf meinen Roller.

Mystisches Fabelwesen Szenario Nr 2.

Ein etwas älterer Herr fing plötzlich an mich im Supermarkt vor allen schockiert dreinblickenden Kassiererinnen auf drei verschiedenen Sprachen mit Komplimenten zu überschütten. Er war ein Journalist bei ABC, weswegen ich dachte, dass es zumindest interessant sein könnte eine Unterhaltung mit ihm zu führen. Naja das und er gab mir ein Bier aus. Ich meine, hallo? Freigetränke. Nur leider war er anscheinend schon betrunken. Oder auf Pilzen. Was ihn dazu verleitete immer vulgärer zu werden und immer weiter meinen Oberschenkel zu tätscheln. Was mich dazu verleitete so schnell wie möglich dort abzuhauen. Doch das sollte es nicht gewesen sein. Oh nein. Später am Abend stand ich am Kiosk und kaufte mir eine Schachtel Zigaretten, um NATÜRLICH ihm in die Arme zu rennen. Weswegen er plötzlich das Bedürfnis verspürte, mir eine exakte Beschreibung des Geburtsvorgangs seines Sohnes zu geben (inklusive Beschreibungen der damit verbundenen Exkremente), mich zu umarmen, auf die Straße zu zerren und mit seinem Bier in der Luft wedelnd zu brüllen: „DAS IST NOAH! ER IST STOCKSCHWUL UND STOLZ DARAUF UND ICH MÖCHTE ABSOLUT NICHT MIT IHM FICKEN!"Ich sag ja, es wird nie langweilig.

Einige von euch könnten sich jetzt denken: "Kann man es dem Jungen denn gar nicht recht machen, bei all den fabelhaften Anwärtern?" Und meine Antwort darauf ist folgende: Doch, kann man. Ich will doch einfach nur einen gut aussehenden, Bart tragenden, älteren, humorvollen, intelligenten, kreativen Kerl, der einen leichten Knacks in der Schüssel hat, einen normalen Körper besitzt, unglaublich gut im Bett ist, mit mir zusammen auf der Couch liegt und schlechte Filme guckt und den High School Musical Soundtrack auswendig kennt.

Habe ich damit gerade theoretisch teilweise meinen Ex beschrieben? Ja. Allerdings suche ich nach jemandem mit eindeutig weniger tiefenpsychologischen Problemen.

Solltet ihr also theoretisch einen schwulen oder an seiner Heterosexualität zweifelnden Ende 20 / Anfang 30 jährigen Kerl mit wuscheligen Haaren kennen, der die oben genannten Kriterien erfüllt und obendrein auch noch imstande ist Gefühle zu empfinden und an Monogamie zu glauben, so kidnappt ihn bitte, versucht einen Weg zu finden seine DNA zu klonen und setzt ihn in den nächsten Flieger nach Bali. Bittedankeschön.


von Noah Borgard 07 Dez., 2017
Das Leben hat einen dunklen Sinn für Humor. Vielleicht hatte ich das schon ein mal erwähnt, aber trotzdem ist es immer wieder faszinierend und auf eine verdrehte Art und Weise fast schon lustig zu sehen, was einem da plötzlich vor die Füße geschmissen wird.
von Noah Borgard 23 Sept., 2017

Man lernt so einiges, wenn man auf Reisen ist. Zuerst lernt man die einfachen Dinge:„Trinke niemals das Leitungswasser!“, „Fahr zum ersten Mal Roller!“, „lern ‚Bitte‘ und ‚Danke‘ in anderen Sprachen zu sagen!“ etc.

Dann wird es etwas komplizierter: „Lern die Kultur kennen!“, „Lern, wie du dich in der Öffentlichkeit zu verhalten hast!“ und „Lern die Mentalität zu verstehen!“.

Natürlich kann man all diese Dinge googlen und sich dementsprechend auf sein Abenteuer vorbereiten. Ich kann zum Beispiel googlen, welche Lebensmittel ich essen sollte und welche nicht. Ich kann googlen, wie ein Roller funktioniert und ich kann mir sogar einen kleinen Sprachführer auf mein Smartphone laden. Die eine Sache, auf die man sich allerdings nicht ganz so einfach vorbereiten kann und die gleichzeitig die wohl wichtigste ist, ist folgende: „Lern anzukommen“.

Man weiß nie, worauf man sich einlässt, bevor man seinen Fuß in unbekanntes Territorium setzt. Man kann sich vorher die Finger wund Googlen und trotzdem nie wirklich wissen, wie die Realität wirklich aussieht. Und genau das ist das angsteinflößende und gleichzeitig wunderschöne am Reisen. Einfach, all diese Dinge neu zu entdecken.

Selbstredend habe ich mir in etwa drei Milliarden Blogs und Zeitungsartikel durchgelesen und mir mehrere Dokumentationen angesehen, bevor ich nach Bali gekommen bin. Einfach, um zu wissen, worauf ich mich da einlassen würde, um dann später zu bemerken, dass all das der größte Quatsch war. Meinungen und Auffassungen sind verschieden und jeder einzelne Mensch sieht die Welt aus ganz anderen Augen. Ja, das sage ich, obwohl ich hier meinen eigenen Blog zusammenzimmere und euch hiermit von meinen Reisen berichte. Meine Erfahrungen und Ansichten können sich komplett davon unterscheiden, was eine andere Person beispielsweise gerade hier auf Bali erfährt. Höchstwahrscheinlich sind sie das sogar und es ist gut, dass es so ist. Zumal wir dazu tendieren unserer Fantasie freien Lauf zu lassen, wenn wir solche Dinge sehen und lesen und uns die Dinge oftmals viel romantischer vorstellen, als sie es eigentlich sind. Jedenfalls tue ich das oftmals, wobei ich definitiv meine Lektion gelernt habe. Naja, so halb zumindest. Ich bin nun mal ein verträumtes, romantisches Etwas.

von Noah Borgard 07 Sept., 2017

Ja, ich habe mich allen ernstes dazu entschlossen mir eine Kamera vor’s Gesicht zu halten und den Mist online zu stellen. Und ja, ich fühle mich kolossal unwohl damit. Was glaube ich auch genau der Grund dafür ist, warum ich hier dieses dämliche Vorwort überhaupt schreibe.

Warum ich plötzlich einen Vlog gemacht habe? Einfach, weil ich mal etwas tun musste, wovor ich Angst habe. Schließlich ist es die beste Therapie, sich seinen Ängsten zu stellen. Ganz nach dem Prinzip: "Du hast Höhenangst? Ab auf die Achterbahn!" Und genau so fühle ich mich. Wie auf einer Achterbahn. Verdammt. 

Aber wie gesagt, das war einfach eine Sache, die ich tun musste, um mich selber ein mal neuen Herausforderungen zu stellen und etwas von den Dingen zu tun, die ich wirklich mag. Nämlich Videos zu machen und zu schneiden.

Als Kind habe ich zusammen mit meinen Freunden die dämlichsten Filme gedreht und sogar teilweise hochgeladen und es war mir auf gut Deutsch gesagt scheiß egal, was andere davon halten könnten. Weil ich halt einfach noch ein Kind war. Und genau das ist eine Eigenschaft, bei der ich gerade dabei bin, mir sie sehr hart zurück zu erkämpfen

Schließlich war es genau dasselbe mit dem Blog. Ich hatte unfassbare Angst davor etwas von mir in’s Internet hinauszuposaunen aber siehe da: Ich liebe es und ich könnte nicht noch süßere Rückmeldungen von euch bekommen. (Puh, Glück gehabt!) An dieser Stelle ein mal Danke dafür! Ihr wisst gar nicht, wie viel mir das bedeutet.

Zu Vloggen ist einfach erst mal nur ein Experiment für mich. Wer weiß, vielleicht tue ich das ja häufiger. Vielleicht auch nicht. Keine Ahnung. Auf jeden Fall ist es erst mal schwer mich daran zu gewöhnen meine Visage fast schon nonstop auf meinem dreckigen Laptop zu sehen. Gott, ab einem gewissen Punkt ging ich mir exorbitant selbst auf die Nerven. Trotzdem kann ich nicht leugnen, dass ich nicht ziemlichen Spaß dabei hatte das ganze Ding zu schneiden.

Viele werden jetzt sagen: „Komm mal wieder runter, es ist nur ein Video!“ Und sie haben Recht damit. Wieder ein mal eine Sache, die ich mir auf die Stirn tätowieren lassen sollte. (Gott, es wird langsam voll da oben) Trotzdem ist es anfangs gar nicht so einfach den Mut zur Hässlich- und Dämlichkeit irgendwo auszugraben. (Vor allem, wenn man sich mal diese Roller-Szene anguckt)

Zumal da wieder diese Sache mit der Perfektion ist (ihr erinnert euch vielleicht), die einen den Gedanken in den Kopf pflanzt, dass das ganze Video so aussehen müsste, als wäre es von einem berühmten Youtuber, der das ganze schon seit Jahren macht. Aber nein, dieser Vlog ist ein einziges, peinliches Chaos. Die Kamera stellte nicht scharf, das ganze ist wackelig as fuck, ich hatte kein Mikro (Jahaa, ich werde mir mal eins zulegen), ich fühlte mich sichtlich unwohl dabei mich selbst zu filmen und gackere die meiste Zeit wie ein kleines Kind. Klingt doch toll oder?

Und wisst ihr was? Ich glaube genau so sollte das irgendwie sein. Schließlich wollte ich ehrlich sein.

Außerdem ist das ganze Ding (mal wieder) viel zu lang geworden aber das liegt einfach daran, dass es so gesehen zwei Vlogs sind. Aber ich dachte, ich hau jetzt einfach mal alles raus, was ich an Video habe und bringe es hinter mich.

Für die, die meinen letzten Blogeintrag schon gelesen haben, ist die Story wohl nichts neues. Aber vielleicht habt ihr ja trotzdem Lust euch das Chaos ein mal anzusehen.

 

So, genug mit all den Entschuldigungen und Erklärungen und (ich hoffe) viel Spaß beim Gucken.

von Noah Borgard 21 Aug., 2017

Wie vielen Menschen begegnen wir jeden Tag? Wie viele Charaktere, wie viele Geschichten, wie viel emotionaler Ballast und wie viel Wahnsinn läuft da jeden Tag an uns vorbei, während wir einfach nur zum Supermarkt gehen? Und die wichtigste Frage: Wie viele von diesen Menschen haben das Potenzial unser Leben zu verändern? Die Antwort: Jeder einzelne. Ganz schön angsteinflößend, oder? Dabei geht es gar nicht um große Gesten oder einschneidende Erlebnisse. Ein simples Lächeln kann uns schon den Tag retten oder sogar auch ruinieren. Ein simples „Hallo“ kann die Tür zu etwas unfassbar wundervollem öffnen oder uns kaputt machen.

Manchmal frage ich mich, wie oft ich wohl schon an meiner noch unbekannten besten Freundin / bestem Freund oder der Liebe meines Lebens vorbeigelaufen bin, ohne es überhaupt zu merken, geschweige denn die Person überhaupt wirklich gesehen zu haben. Schließlich begegnen wir hunderten von Menschen jeden Tag (Es sei denn man liegt mal wieder auf der Couch, wälzt sich in seiner Pizza und geht seiner Netflix-Sucht nach) und ab einem gewissen Punkt, scheint es so, als würden wir sie gar nicht mehr wahrnehmen. Sie sind eine natürliche, unausweichliche, jedoch oftmals unwichtige Erscheinung, eingefügt in die Landschaft, der wir uns jeden Tag ausliefern. Würde ich mir darüber Gedanken machen, wer all diese Personen sind, denen ich jeden Tag begegne, würde ich zweifelsfrei Gaga werden. Wer nicht? Doch trotz alledem schaffen es manche von diesen Personen irgendwie in unser Leben zu kommen und alles auf den Kopf zu stellen, wohingegen andere einfach weiter Fremde bleiben, die irgendwann ein mal vollbepackt mit Einkaufstüten, hastig an uns vorbeiliefen.

 

Menschen kommen und Menschen gehen. Wenn sie kommen, verändern sie oftmals unser Leben. Manchmal nur ein klitzekleines bisschen und manchmal Alles. Wenn sie gehen, hinterlassen sie oftmals Chaos und Verwüstung und in jedem Falle eines: Erinnerungen. Und letztendlich liegt es an uns, was wir mit diesen anstellen und wie wir lernen mit diesen umzugehen. Eine schöne Erinnerung kann plötzlich eine grausame werden, genauso wie eine grausame Erinnerung seltsamerweise auf ein mal eine schöne werden kann.

Ich mache das jetzt einfach mal an einem persönlichen Beispiel deutlich und nein, ich kann es auch nicht fassen, dass ich mein chaotisches Privatleben hiermit im Internet breittrete und wahrscheinlich nie wieder einen Job bekommen werde. (Liebe zukünftige Chefs und Chefinnen: Ignoriert das alles hier und stellt mich einfach trotzdem ein. Bittedankeschön.)

Natürlich hatte ich unglaublich schöne Erinnerungen an meinen Exfreund. Gemeinsame Urlaube, Silvester, warme Sommernächte, betrunkenes Tanzen, philosophische und kitschige Unterhaltungen um drei Uhr morgens et cetera, et cetera. Ich war verliebt. Verdammte Hacke, ich habe diesem Kerl sogar ein Buch gebunden, unsere Geschichten aufgeschrieben, Bilder eingeklebt und Erinnerungen wie Sand vom Urlaub und undefinierbare Klumpen vom Bleigießen mit reingepackt und es ihm schließlich geschenkt. Ein Buch voll mit Erinnerungen und ein paar leeren Seiten, um Platz für neue zu lassen. Mittlerweile möchte ich dieses Buch anzünden. Nicht, weil ich ein kindisches und verletztes Arschloch wäre, sondern weil viele dieser Erinnerungen rückblickend betrachtet eine dicke, fette Lüge waren. Als die Beziehung vorbei war, erfuhr ich schließlich ein paar Dinge und sah plötzlich all diese leuchtend roten Warnhinweise, die ich doch vorher so gekonnt ausgeblendet hatte. Die Unterhaltungen um drei Uhr Morgens bekamen plötzlich einen komplett anderen Unterton. Betrunkenes Tanzen war schlussendlich nur noch betrunkenes Tanzen und Silvester Nr.1 wurde zum „Start in’s Unglück“, wohingegen Silvester Nr.2 zum „Klimax des Unglücks“ wurde. Jap, der Kerl hat mich in so mancher Art und Weise kaputt gemacht. Ich erspare euch die Details. Aber somit wurden gute Erinnerungen zu schlechten.

Und um nun auf die grausamen Erinnerungen zu Sprechen zu kommen: Als Schluss war, durchlief ich wie jeder andere normale Mensch diese wundervoll berühmten „vier Phasen der Trauer“. Man geht von „Wie konnte das nur passieren?“ zu „Gott, ich vermisse ihn so sehr“ zu „Fick dieses Arschloch“ zu „Mir geht’s gut!“ zu „Gott, ich vermisse ihn so sehr“. Ich erfüllte jedes Klischee eines schlechten, romantischen „B-Movies“ á la Bridget Jones und lag bei meinen Eltern auf der Couch, während meine Mutter Disney Filme mit mir guckte, mir das Händchen hielt, mir Schokolade und Taschentücher reichte und mir liebevoll eine Flasche Wein nach der Anderen in die Hand drückte. Gott, Mütter wissen, was ihre Kinder brauchen.

Ich war nicht nur traurig, dass dieser Mensch nun nicht mehr Teil meines Lebens war. Ich war traurig, weil ich das Gefühl hatte ganz unten angekommen zu sein. Ich weiß, dass das nach ganz schrecklichem, weinerlichem Selbstmitleid klingt aber ich hatte nichts mehr. Keinen Freund, keine Freunde, kein richtiges Zuhause, nichts. Da war einfach niemand mehr. All diese Erinnerungen an all die Menschen, die mal in meinem Leben waren, kamen wieder hoch. All der Herzschmerz, all die Enttäuschungen und all das Vermissen.

Diese Erinnerung wurde schließlich zu einer Guten. Denn genau dieser Punkt brachte mich dazu mich in diesen Flieger zu setzen, mein Leben selbst in die Hand zu nehmen und aufzuhören auf irgendetwas zu warten. Ich war wirklich kurz davor aufzugeben aber ich hab’s nicht getan. Diese Sache hat mein Leben auf den Kopf gestellt und mir beigebracht die Dinge anders anzugehen und mittlerweile denke ich mit einem Lächeln daran zurück, egal wie abstrus das auch klingen mag. Es musste so passieren.

Und was diese Menschen und flüchtigen Begegnungen angeht: Wer kommt rein und wer bleibt draußen? Wer entscheidet das? Wir selbst? Nein, ich glaube nicht. Okay, versteht mich nicht falsch, natürlich entscheiden wir selbst, wen wir mögen und wen nicht aber ich bezweifle ganz stark, dass wir es in der Hand hätten, was und wer uns da plötzlich über den Weg läuft. All diese Begegnungen sind das Resultat unzähliger Zufälle und der Handlungen anderer. Was hat diese Menschen dazu gebracht an ein und demselben Ort, zu ein und derselben Zeit zu sein? Manche würden es wirklich auf eine Hand voll unzusammenhängender Zufälle schieben. Andere hingegen würden vielleicht sogar das Wort „Schicksal“ in den Mund nehmen.

Ich habe mittlerweile keine Ahnung mehr, wie ich das nennen soll. In meinen mittlerweile fast 4 Monaten auf Bali bin ich dem ein oder anderen Menschen begegnet, der es geschafft hat „Reinzukommen“. Und das auf eine Art und Weise, die wie zugeschnitten auf mein Leben war. Es war fast so, als hätte ich diese Menschen treffen sollen. Als würde wirklich so etwas wie Schicksal existieren und als hätten mich all meine Erinnerungen und Erlebnisse genau an diesen Punkt geführt. Um zu lernen, zu verarbeiten und mehr zu lieben.

 

von Noah Borgard 06 Aug., 2017

Zwei wundervolle Monate Bali lagen nun hinter mir. Zwei Monate voller unvorhergesehner Ereignisse, Abenteuer, toller Menschen, Zuckerwattenbäumen und Cupcakes pupsender Einhörner. Naja gut, letzteres vielleicht nicht aber trotzdem war ich alles andere als bereit meine neu gewonnene kleine Welt einfach so hinter mir zu lassen. Aber genau das verlangten die indonesischen Behörden von mir, da mein Visum dabei war abzulaufen.

Was hatte ich also zu tun? Richtig, mein Visarun stand an und ich hatte auch schon einen ausgeklügelten Plan geschmiedet. Ich würde am Wochenende meinen Arsch in ein Flugzeug schwingen, nach Singapur fliegen, die Stadt erkunden, Abends ausgehen und mich mit Nutten und Koks bewerfen lassen. Nein Spaß, ich bin artig aber diese Stadt faszinierte mich schon ein bisschen.

Da ich aber ein äußerst faules Individuum bin, wartete ich mit der Planung meines Eskalations-Wochenendes selbstredend bis einen Tag vor meiner Abreise. Faszinierende Sache, diese Fluggesellschaften. Je kurzfristiger man versucht etwas zu buchen, desto teurer werden die Preise. Jedes Kind weiß das, aber da ich nun mal ein naives, faules Dummchen bin starrte ich erst mal geschlagene fünf Minuten lang mit offenem Mund auf meinen Laptop. Die Preise waren vier mal so teuer, wie noch vor zwei Tagen. Nope, das kann ich nicht bezahlen. Die Nutten müssen warten.

So verbrachte ich also den Tag damit nach einer Alternative zu suchen. Oder besser gesagt 50 verschiedenen Alternativen. Ich studierte Google Earth wie ein Besessener, erstellte Listen und verglich Möglichkeit für Möglichkeit miteinander. Das ich nicht auch noch eine Excel Tabelle anlegte, war auch schon alles. Nichts funktionierte. Alles war entweder zu teuer oder ausgebucht oder ein Trip von 40 Stunden oder alles zusammen. Aus lauter Frustration fing ich an zu schreien.

„HOOOOLGER? Ist es okay, wenn ich erst meinen Laptop und dann mich im Pool ertränke?“

„Ist okay, aber pass auf, dass du nicht zu viel Dreck machst!“

Gut, Selbstmord war wohl keine Option.

Während ihr das hier lest, merkt ihr vielleicht eines: Faulheit reitet euch in die Scheiße hinein. Eine weitere Sache, die ich mir auf die Stirn tätowieren lassen sollte. Oder, wie es mir meine Freunde liebevoll tagtäglich um die Ohren schmeißen: „Laziness brought you to fucking Dili.“ Ich glaube, ich lasse mir das mal auf eine Leinwand drucken und einrahmen. Würde sich doch gut über der Couch machen, oder?

Aber ja, ganz Recht. „Fucking Dili“. Aufgrund meines exorbitant epochalen Intellekts der vergangenen Tage blieb mir nur noch fucking Dili als mögliche Reisedestination und ja, ich werde in diesem Blogeintrag oder besser gesagt mein ganzes Leben lang über diesen einen bestimmten Ort nur noch als „fucking Dili“ referieren. So, als wäre das der richtige Name für dieses Tor zur Hölle. Zumindest wäre es akkurat. Ich glaube, ich schreibe der Regierung mal einen Brief zu dem Thema.

Um Fucking Dili ein mal kurz zu erklären: Fucking Dili ist die Haupstadt von Timor Leste. Eine Insel, die etwa 2 Stunden von Bali entfernt und beinahe direkt über Australien liegt. Sie war erst in der Hand der Portugiesen, dann der Indonesier und nach einer… nun sagen wir mal weniger friedvollen Revolution wurde sie schließlich unabhängig. Und mit weniger friedvoll meine ich, dass die Indonesier in ihrer liebreizenden Art die komplette Insel abfackelten. Und glaubt mir, fünf Sekunden nachdem meine Füße „Timor-lestischen Boden“ berührten, wollte ich exakt dasselbe tun.

Die Landessprache dort ist Portugiesisch. Oh, nein wartet, sie sprechen auch noch indonesisch. Oh, und Chinesisch. Oh, und auch noch irgendeine andere Knöttersprache, die keine Sau versteht. Außerdem ist die Landeswährung der US Dollar. Man sieht: Ein wundervolles Kuddelmuddel.

von Noah Borgard 24 Juli, 2017

Wie viele Leute es wahrscheinlich schon wissen: Ich habe vorher zwei Jahre lang in Köln gewohnt.

Wie viele Leute wahrscheinlich schon herauslesen konnten: Ich habe jede einzelne Sekunde davon gehasst. Und ich habe wirklich versucht es nicht zu hassen, schließlich sollte in dieser Stadt mein Leben beginnen und all meine Träume sollten endlich wahr werden. Haha.

Aber ja, ich habe mir die größte Mühe gegeben, diese Sache zum funktionieren zu bringen. Ich habe mir in den Arsch getreten, bin alleine rausgegangen, habe wirklich versucht Menschen kennenzulernen, diese Stadt kennenzulernen und mir ein Leben aufzubauen. Es funktionierte nur einfach nicht. Köln stieß mich ab, wie eine Teflonpfanne.

Ich hasste meine Wohnung, meine Nachbarschaft, die Menschenmengen, die Mentalität, ich hasste selbst die verdammte U-Bahn und irgendwann hasste ich einfach diese Stadt. Und zwar hasste ich es so sehr, dass ich jedes Mal sicherstellte einen gewaltigen Umweg zu laufen, wenn ich vom einkaufen wiederkam, nur um nicht zurück in meine Wohnung zu müssen. Manchmal verbrachte ich Stunden auf einer Schaukel eines nahegelegenen Spielplatzes, trank ein Bier, hörte Musik, rauchte Kette und sah besorgten Eltern dabei zu, wie sie ihre Kinder von mir wegzerrten. Ja, ich saß dort, wie so ein „extrem cooler“ Asi aus der Schulzeit, ohne, dass ich das auch nur ansatzweise so intendiert hätte. (Auch, wenn ich mir dabei verwegen und Emo as fuck vorkam)

Ich wollte schlicht und einfach nicht nach Hause. Denn sobald ich ein mal meine Wohnungstür hinter mir schließen würde, war es wie im Knast zu sitzen. Und glaubt mir, ich habe wirklich versucht dort weg zu kommen. Nur findet erst mal eine bezahlbare, schöne Wohnung in irgendeiner Stadt, die nicht gerade Castrop Rauxel ist. (An dieser Stelle Entschuldigung, an alle die aus Castrop Rauxel kommen aber es ist fast so, als wäre diese Stadt prädestiniert dazu, um sich über sie lustig zu machen) Zu allem Überfluss wollte ich meinen damaligen Freund nicht einfach verlassen. Gott, Liebe macht so blind.

In dieser gesamten Situation fiel mir erst mal auf, dass es alles andere als selbstverständlich ist, ein Zuhause zu haben. Man kann eine schöne Wohnung haben und sich trotzdem wie ein Eindringling in den eigenen vier Wänden vorkommen. Und vielleicht habe ich irgendwann einfach aufgegeben. Weder diese Stadt, noch diese Wohnung würden jemals mein „Zuhause“ sein. Ich war durch damit.


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